Im Schlauchboot ...
... um die Sonnen-Insel ELBA
Bericht + Bilder: Herr Kassel
Boot: RIVERSTAR
Es ist ein uraltes Kanubuch von Arved Fuchs, das mir beim „Klar Schiff“-Machen dieser Tage mal wieder in die Hände fällt: „Im Faltboot um Kap Hoorn“!
Ein spannender Reisebericht über ein gewagtes Paddel-Abenteuer vor mehr als 30 Jahren! Mit einem Serien-Faltboot um das gefährlichste Kap der Welt! Unglaublich! Das macht mich damals total an. Und es animiert mich, auch mit dem Küstenpaddeln zu beginnen.
Wir schauen uns nach geeigneten Seekajaks um und los geht es: Meine Frau Astrid und ich starten mit unserer damals noch kleinen Tochter Samira samt Zeltgepäck zu herrlichen Kajaktouren kreuz und quer durch Europa.
Zunächst auf dem holländischen Ijsselmeer, dann in den schwedischen Ostsee-Schären. Mutiger werdend wagen wir uns weiter hinauf in die Inselwelt der norwegischen Lofoten und Vesterålen. Und auch die 6000 Schären der finnischen Åland-Inseln locken uns an. Später paddeln wir an den warmen Sonnenküsten der Mittelmeer-Inseln Sardinien und Elba. Und genau die kleine, überschaubare Toskana-Insel ELBA kommt mir im Herbst 2016 wieder in den Sinn. Da muss ich noch mal hin.
Und schon bin ich wieder unterwegs – gen Süden, gen Elba. Mit einem kleinen Wohnwagen-Gespann, in dem ich auch mein Luftkajak „Riverstar“ verpackt habe. Als ich Mitte Oktober 2016 den Brennerpass überquere, bin ich solo unterwegs, aber nicht allein. Seit 2 Jahren begleitet mich meine Hündin Luzy – auch beim Paddeln. Luzy ist bereits mit allen Wassern gewaschen und ein begeisterter „See“-Hund.
Paddel-Logistik mit Hund
Meine Hündin „Luzy“ stammt aus eigener „Züchtung“. 2014 haben wir mit der Australian-Shepherd-Hündin „Fly“ meiner Tochter Samira ein Welpen-Projekt unternommen, bei dem 8 herrliche Hündchen raus kamen. 2 davon haben wir behalten und samt Mutter zu Paddelhunden sozialisiert. Das heißt, sie lieben das Wasser, können hervorragend schwimmen und chillen stundenlang auf ihren Stammplätzen im Kajak. Und damit sie diesen Platz auch haben, benutzen wir beim Paddeln mit Hunden Zweierkajaks. Die müssen kippstabil sein.
Und seitdem ich mit einem kleinen Wohnwagen-Gespann durch die Lande ziehe, müssen unsere Boote auch klein verpackbar sein und in den Stauraum des Wohnanhängers passen. Dafür kämen eigentlich nur Faltboote in Frage. Doch seitdem sich die österreichische Luftboot-Firma Grabner für den Bau ihres Schlauchkajaks „Riverstar“ die Maße Länge/Breite/Höhe bei handelsüblichen Faltbooten abgeschaut hat, benutze ich gerne den „Riverstar“ fürs Paddeln mit Hund. Nicht, um damit um das Kap Hoorn zu paddeln, aber für Kanu-Gepäcktouren auf Lahn, Elbe, Ardèche, Tarn, den schwedischen Dalsland-Seen und anderswo. Nur auf dem Meer, an steilen Meeresküsten war ich mit dem „Riverstar“ noch nie unterwegs. Ob das machbar und sinnvoll ist, das möchte ich im Herbst 2016 auf Elba probieren. Dort kenne ich mich gut aus.
Die italienische Insel Elba habe ich mit meiner Familie vor 16 Jahren schon mal mit Zeltgepäck umrundet und darüber einen kleinen Kanuführer geschrieben. Der ging zwar zwischenzeitlich mit dem Pollner-Verlag gemeinsam unter, aber mein letztes Buch-Exemplar benutze ich heute zur persönlichen Orientierung – quasi auf den Spuren meiner eigenen Paddelgeschichte.
Fehlstart
Als ich mich nach 22 Stunden Anfahrt mit meinem Wohnwagen-Gespann der Hafenstadt Piombino nähere, weht ein heftiger Herbststurm über der Region. Der Wohnwagen am Heck kommt ins Schlingern. Doch da ich Hänger fahren seit 40 Jahren gewohnt bin, kann ich die mobile „Hundehütte“ immer wieder abfangen. In Piombino donnert hohe Brandung gegen die Hafenmauer, erzeugt meterhohe Wasserfontänen und salzt mein Gespann erst mal ordentlich ein. Ich sehe nichts mehr, die Frontscheibe wird schmierig. Das irritiert mich nun doch. Das kann ja lustig werden.
Soll ich da jetzt wirklich auf die Moby-Fähre, die gerade in bedenklicher Schräglage einläuft? Die Ticket-Verkäuferin beruhigt mich. „Bisher ist noch keine Fähre umgekippt!“ Ok! Ich bekomme einen Schlechtwetter-Tarif: 160 Euro für 1 Person, Wohnwagen-Gespann, Rückfahrticket. Meine Hündin neben mir nimmt sie nicht zur Kenntnis. Alles klar! 10 Minuten später bin ich auf der Fähre. Niemand darf aufs Außendeck. Lautsprecher-Durchsage! Verständlich. Es besteht Abfluggefahr! Aber Hunde dürfen auch nicht unter Deck. Mm! An der stabilen Hundeleine von „Luzy“ befindet sich ein großer Karabiner. Ich kette meine Hündin an der Reling an, mich dazu am Rucksack-Bauchgurt. Also provisorischer LIFE-Belt. Hält!
Ich filme! Das erweist sich als Fehler. Die Bugwelle erzeugt Brecher, deren Gicht das komplette Schiff einnebelt – auch meinen Camcorder. Die Fähre zieht an der steilen Nordküste von Elba vorbei. Meterhohe Brandung brettert gegen steile Felsen und in kleine Buchten. Hier will ich morgen paddeln? Näh! Ich glaube, ich bin zur falschen Zeit am richtigen Ort. Oder auch noch am falschen Ort? Es werden verdammt lange 50 Minuten, bis die Fähre im Hafen von Portoferraio einläuft. Mit Herzklopfen verlasse ich das auch noch im Hafen schwankende Schiff. Nix wie weg hier!
Basislager Nisporto – menschenleer, aber funktional
Eine Stunde später erreiche in den anvisierten Campingplatz Nisporto im Nordosten der Insel. Mein Navi will mich über eine schmale, steile Bergstraße dorthin führen. Für ein Wohnwagen-Gespann unmöglich! Zum Glück kenne ich mich aus hier. Alles noch wie 16 Jahre zuvor, als wir hier für meinen kleinen Elba-Führer recherchiert haben. Doch 200 Meter vor dem Campingplatz wird die Zufahrt doch noch zu eng. Mitten auf der Gasse ein tiefes Loch, abgesperrt durch Rundumgatter. 2 Meter Durchfahrtsbreite für PKW. Mein Wohnwagen ist 2,18 m breit. Was tun? Ich verschiebe die Absperrung um 18 cm und chauffiere mein Gespann millimetergenau durch die Baustelle.
Doch dann stehe ich vor geschlossener Schranke. Kein Mensch mehr auf dem Campingplatz „Sole e mare“! Die Saison ist vorbei, heute am 14. Oktober 2016. Nur eine Telefon-Nummer ist noch da. Die rufe ich an. 10 Minuten später wird mir Zugang gewährt. Die Chefin ist Deutsche. Kein Problem! Dusche, Toilette, Küche bleiben auf. Das Camp gehört die nächsten 2 Wochen mir alleine. Mein Wohnwagen steht 50 Meter vom Kiesstrand entfernt – und trotzdem halbwegs windgeschützt unter Pinien.
Mein Luftkajak „Riverstar“ – nur schwer versenkbar!
Kaum zu glauben, aber Tatsache: Am nächsten Morgen ist das Sturmtief durchgezogen, das Meer hat sich beruhigt, die Sonne lacht mich an und milde 22 Grad vermitteln mir Spätsommer-Feeling. Mir scheint, ich bin zum chilligen Küstenpaddeln unter südlichem Himmel und im Duft der Macchia doch am richtigen Ort. Jedenfalls lege ich los!
Ich bugsiere aus dem Heck meines kleinen Reisewohnwagens das recht schwere „Riverstar“-Pack. Ich benutze eine Elektropumpe. Sie bekommt Strom von der Autobatterie. 20 Minuten später schleppe ich das Gummiboot über Kopf zum Strand. Einen Bootswagen habe ich vergessen. Doof, er wäre sinnvoll gewesen. An der Wasserlinie montiere ich die Steueranlage, den Sitz und die Persenning für das Solo-Paddeln. Meine Hündin bekommt ihren Stammplatz im Bug und los geht’s!
Trotz Dünungswelle und leichter Brandung funktioniert der Start vom Strand problemlos. Das Problem folgt aber auf dem Fuß! Sogar auf beiden Füßen. Denn ich bekomme meine Füße nicht unter die Fußpedalen. Meine Hündin hat die Steuer-Pedalen bei ihrem Satz ins Kajak nach hinten gedrückt. Und ich bekomme sie auch mit Gewalt nicht nach vorne. Stattdessen löst sich ein Steuerseil vom Karabinerhaken an der rechten Fußpedale. Doof, aber das ist es zunächst mit dem Steuern. Ich eiere nicht steuerlos, aber ungesteuert über eine immer noch recht hohe Dünung. Es besteht keine Gefahr, dass ich kentern könnte. Eher falle ich aus dem Boot, als dass der „Riverstar“ umkippt.
Eigentlich müsste ich sofort anlanden, um die Steueranlage wieder funktionsfähig zu machen. Aber ich probiere es zunächst ohne – bis ich entnervt aufgebe. Ich halte zwar Kurs, kann aber nicht gut filmen! Sobald ich das Paddel aus der Hand und meinen Camcorder in die Hand nehme, dreht sich das Boot! Zum Glück erwische ich eine Minibucht im Wind- und Wellenschatten eines kleinen Felsvorsprungs. Hier lande ich an und gebe meiner Hündin Süßwasser zum Saufen. Wir (fr)essen unser Trockenfutter, das ich gelegentlich verwechsle. Luzy macht das nix aus, nur mir! Ich filme und fotografiere mich satt und bringe zum Schluss die Steueranlage wieder in Ordnung.
Paddeln im Hafen von Portoferraio verboten
Nun hätte es doch noch ein herrlicher und entspannter Paddeltag in der großen Bucht von Portoferraio werden können. Das wurde es auch – bis auf eine Kleinigkeit. Bei guter Rundumsicht wage ich mich mit meinem roten Gummiboot durch die Schifffahrtsrinne in Richtung Altstadthafen von Portoferraio. Hier ist Vorsicht angesagt, denn der Fährverkehr zwischen Elbas Hauptstadt und dem Festland ist sehr engmaschig. Und die Fähren fahren schneller als man glaubt. Doch sobald kein weißes Schiff in Sichtweite ist, düse ich los. Ich laufe unbehelligt in den bunten Hafen ein.
Vor einer malerischen Häuserzeile liegen hier große und kleine Schiffe aller Art. Vom Kreuzfahrtschiff bis zum Fischerboot. Ich paddle ein bisschen rum, filme und fotografiere. Als ich gerade vor einer großen Millionen-Motoryacht entlang treibe, düst ein Motor-Schlauchboot auf mich zu. 2 junge Männer in Jeans und T-Shirts verweisen mich des Hafens. Ich drehe ab. Ein Hafenpolizist in Uniform winkt mich zu sich an den Steg und erklärt mir, dass das Paddeln im Hafenbecken von Portoferraio verboten ist. Ein diesbezügliches Verbotsschild kann ich nicht entdecken. Doof! Abends in Nisporto erzählt mir die Campingplatz-Chefin, das letztes Jahr ein Gast des Nisporto-Camps wegen verbotenen Paddelns im Hafen von Portoferraio 500 Euro Bußgeld zahlen sollte.
Wer nicht wagt, der nicht gewinnt!
Auf Elba kann man auch an windigen Schlechtwettertagen wunderbar mit dem Kajak Tagestouren unternehmen. Kommt zu starker Wind aus Nord oder Nordwest, lade ich in Nisporto mein Luftboot aufs Auto und fahre auf die Südseite der Insel in den Wind- und Wellenschatten. Rechts von Porto Azurro biegt von der Straße nach Lakona ein Feldweg auf eine große Seeuferwiese ab, wo ich im Frühjahr und Herbst mein Auto während des Paddelausflugs stehen lassen kann. Natürlich ohne Wertsachen drin. Das mache ich am 2. Tag meiner Elba-Reise. Und ich paddle auch prompt wieder in einen bunten Hafen hinein mit prächtiger Häuserkulisse rundum. Porto Azzuro bietet dem Fotografen bei häufiger Sonne jede Menge Postkartenmotive – mir auch. Und diesmal werde ich mit meinem Schlauchkajak nicht des Hafenbeckens verwiesen. Die Saison ist vorbei, die Touristen sind weg. Außer ein paar Deutschen wie ich bewegt sich hier um die Mittagszeit niemand mehr. Mir scheint, trotz 22 Grad hat hier der Winterschlaf schon begonnen.
Ich wende mich nach links gen Osten, immer dicht an der Steilwand lang. Herrliche, bunte, vielfältige Gesteinsformationen kommen in mein Blickfeld und vor meine Kameralinse. Hier im Südosten wurde einst das meiste Eisenerz gefördert. Nach der Schließung der Minen gab es kein Großreinemachen oder gar eine Renaturierung. Die Gegend wurde zum Open-Air-Museum erklärt. Nach ca. 8 Kilometern Küstenbummeln erreiche ich Rio Marina, einst das Zentrum des Bergbaus. Hier wie in Cavo, dem östlichsten Küstenstädtchen Elbas, kann man vor hübscher Kulisse bequem mit dem Kajak an Kiesstränden anlanden. Beim Paddeln im Yachthafen von Cavo gelangt Reggae-Musik an mein Ohr. Wenn ich richtig höre, kommt die Musik aus einem mit bunten Möbeln dekorativ gestylten MISTRAL-Cafe. Dort bekomme ich 20 Minuten später die beste Pizza von Elba. Das behaupten jedenfalls die Brüder Claudio und Enicola. Sie könnten Recht haben. Ich bin begeistert. Das Mistral-Cafe wird zu meiner neuen Stammkneipe auf Elba. 3 Rotwein später habe ich Mühe, mein Paddelboot schnell genug nach Porto Azzurro zurück zu treiben. Es ist beinahe dunkel, als ich bei meinem unversehrten Auto anlande.
Bei Scirocco geht nix mehr – oder doch?
Am nächsten Tag komme ich an den weitläufigen Sandstrand von Lakona. Ich möchte die Südwestküste Elbas rüber nach Marina di Campo und Cavoli in meinem Schlauchkajak erkunden. Doch das Blatt hat sich gewendet. Auf die nach Süden liegenden Sandstrände Elbas rollt eine fette Brandung. An den Steilküsten knallt die Gicht einige Meter hoch. Die Wettervorhersage hat also Recht. In der nach Norden liegenden Bucht von Nisporto habe ich das bezweifelt. Kein Wunder, dort ist heute Windschatten. Doch ansonsten weht jetzt der Scirocco mit 5 bis 6 Windstärken. Das ist ein warmer Südwind. Er trägt auch feinen Sand aus der Sahara an die Nordstrände des Mittelmeeres. Früher als Windsurfer habe ich den Scirocco geliebt. Heute als Luftbootfahrer bremst er mich aus – es sei denn, ich fahre jetzt wieder an einen der gut zugänglichen Nordstrände von Elba.
Am Capo d’Enfola finde ich einen Parkplatz und einen Kiesstrand. Das ist optimal für einen Start mit einem empfindlichen Schlauchboot. Beachstarts wie mit robusten Kunststoff-Kajaks sollte ich vermeiden. Ich paddle bei ruhiger See und herrlichstem Sonnenschein um die beinahe kreisrunde Halbinsel Enfola herum in Richtung Portoferraio. Dabei bummle ich hautnah an weißen Kalksteinfelsen entlang. Sie werden in der tiefstehenden Herbstsonne besonders plastisch beleuchtet. Ich suche das Felsentor, das einst das markante Titelfoto meines gut bebilderten ELBA-Kajakführers war.
Und tatsächlich, ich finde es! Ob ich da wohl mit meinem breiten „Riverstar“ durchpaddeln kann? Ich riskiere es und es wird Millimetersache. Beinahe hätte ich mich verkeilt. Zum Glück ist das Meer hier im Windschatten an der Nordküste nur wenig bewegt. Als ich ohne Plattfuß im Luftboot durch bin, atme ich auf. Das war verdammt knapp, aber cool! Leider liegen die skurrilen Kalksteinfelsen an der Nordküste am Nachmittag schon im Schatten. Die Foto- und Filmaufnahmen werden eher bescheiden. Aber meine Erinnerungen an vergangene Kajaktouren entlang dieser herrlichen Steilküste werden aufgefrischt.
Mit ZELT-Gepäck komplett um Elba rum – Soll ich? Soll ich nicht?
Ja, das ist eigentlich mein Ding, warum ich her gekommen bin. Ich will wissen, ob ich es im Herbst mit Hund und Zeltgepäck SOLO in einem Luftkajak wagen kann, in einem „Rutsch“ rund um die Insel Elba zu paddeln. Not-Stopps mit Schlechtwetter-Ruhetagen natürlich eingeplant!
Aus „Riverstar“-Gepäckfahrten der vergangenen Jahre auf Lahn, Elbe, schwedischen Seenplatten und anderswo weiß ich, dass bei Windstärken mehr als 4 Schluss ist mit lustig.
Und so sitze ich heute Morgen am Strand von Nisporto und wäge das FÜR und WIDER einer ca. 140 Kilometer langen Küstenrundfahrt ab. Dabei komme ich mir vor wie vor 60 Jahren beim Gänseblümchen rupfen: Sie (die See) liebt mich, sie (die See) liebt mich nicht! Soll ich? Soll ich nicht?
Was spricht dafür?
Ich kenne das Paddelrevier. Ich habe in meiner Elba-Karte alle Strände verzeichnet, an denen ich mit dem Kajak anlanden und auch biwakieren kann. Ich sitze in einem absolut kippstabilen Boot. Das Mittelmeerwasser ist noch warm und die Lufttemperaturen mild. Rund um Elba herrscht noch Motor- und Segelyachtbetrieb. Im Hafen von Portoferraio liegen 2 Seenot-Rettungsboote. Ihre Rufnummer habe ich in meinem wasserdicht verpackten Internet-Handy eingespeichert.
Was spricht dagegen?
Die Wetterlage erscheint mir unstabil und wechselhaft. Elba liegt im Einzugsbereich der Starkwinde „Mistral“ und „Scirocco“. Ein Schlauchboot, auch in flacher Bauweise, ist windanfälliger und langsamer, als ein spezielles Seekajak. Habe ich Pech, treibe ich ab und brauche den Seenot-Rettungskreuzer. Das möchte ich vermeiden! Habe ich Superpech, werde ich mit brechender Welle an eine Felswand geknallt. Dann bin erledigt.
Also, los geht es. Ich schleppe mein Boot an den Strand. Zügig lade ich Klamottensack, Zeltsack, Kocherbox, Wassersack, Fotokiste, Hundefutter und Kleinzeug hinein. Alles wird unter einer Persenning wind- und wasserfest verschlossen. Meine Hündin und ich tragen Schwimmwesten. Wenn nötig verschließe ich meine Sitzluke mit einer Spritzdecke. Schon beim Ablegen machen sich das hohe Gewicht und die Schwerfälligkeit meines Luftschiffs bemerkbar. Ist klar! Ich haue rein und komme vorwärts! Raus aus der Bucht von Nisporto, Kurs Ost! Ich möchte im Uhrzeigersinn um die Insel rum. Warum? Keine Ahnung. Intuition. Ob falsch oder richtig, wird sich bald zeigen. Es macht Spaß, wieder mal mit dem gesamten „Hausstand“ unterwegs zu sein. Ich nehme mir Zeit, denn ich habe Zeit. Ich möchte bummeln, ganz in Küstennähe alles ganz genau anschauen.
In einer geeigneten Bucht baue ich mein Zelt auf. Ich bereite mir auf meinem „Trangia“-Sturmkocher einen Schoko-Cappuccino und ein Nudelgericht zu. Meine Hündin „Luzy“ bekommt ihr gewohntes „Wolfsblut“-Trockenfutter und eine Flache Süßwasser zum Saufen. Von Norden nähert sich eine schwarze Gewitterfront. Bald kracht es gewaltig. Wir kriechen auf allen Vieren ins Zelt. Luzy nimmt die günstige Gelegenheit wahr, mein salzverschmiertes Gesicht abzulecken. Der Boden unter meinem windfesten „Hilleberg“-Geodät-Zelt bebt beim nächsten Donner. Luzy will mit in meinen XXL-Schlafsack. Kein Problem. Alles paletti.
Das Blatt wendet sich
Am nächsten Morgen ist das Gewitter durch. Alles scheint gut. Ich packe ein und verlade meinen „Hausstand“ und ziehe weiter. Genau bis ans Capo Vita, den Südostzipfel von Elba. Dort trifft mich zwar nicht der Schlag, aber eine gewaltige Windwelle. Meine Kühlerfigur „Luzy“ und ich werden salzig gewässert und drehen ab. Nix wie zurück in den Wind- und Wellenschatten. Das ist wieder mal der gefürchtete Wüstenwind „Scirocco“, der sandhaltig bis ins nördliche Mittelmeer weht. Der dauert erfahrungsgemäß länger. Mit einem Luftboot kommt man nicht gegen diesen Starkwind an. Ich paddle im Windschatten zurück ins Basislager nach Nisporto.
Ich bin zwar leicht frustriert und enttäuscht, dass die Umrundung nicht geklappt hat. Aber ich kann auch froh sein, dass mich der „Scirocco“ nicht einen Tag später an der Südküste fest genagelt hat. Denn als ich später mit dem Auto nach Cavo fahre, entdecke ich dort eine französische Paddel-Familie aus Nizza. Sie kommt paddelnd nicht mehr von der Stelle. Festgenagelt am zugigen Kiesstrand von Cavo. Vater, Mutter und Sohn – ebenfalls in Luftbooten unterwegs. Sie sind tags zuvor vom 10 Kilometer entfernten Festland rüber nach Elba gepaddelt, um die Insel zu umrunden.
Das Vorhaben hat sich für die Franzosen nun erledigt – für mich auch. Während die gestrandeten Kanuten mit der in Cavo anlegenden Personenfähre samt Kanu-Gepäck zurück aufs Festland schippern, erkunde ich Elba weiter mit dem Auto und zu Fuß. Schöne Wanderwege und sehenswerte Küstenstädte und Bergdörfer machen einen Urlaub auf Elba auch in wetterbedingten Paddelpausen lohnenswert.
Info-Kasten: Küstenpaddeln auf Elba
Revier:
Elba ist ein sehr schönes und überschaubares Küstenpaddel-Revier. Steilwände wechseln mit kleinen, mittleren und großen Kies- und Sandbuchten, sowie etlichen malerischen Küstenstädtchen. Elba ist ähnlich wie Korsika eine bergige Insel. Der höchste Berg auf Elba ist der Monte Capanne mit 1013 m.
Fähre:
Vom Industriehafen Piombino verkehren in kurzen Abständen Auto- und Personenfähren nach Portoferraio, der Hauptstadt der nur 10 Kilometer vom Festland entfernten Toskana-Insel. Bei der Fährgesellschaft MOBY-Lines habe ich für mein Wohnwagen-Gespann 160 Euro Rückfahr-Ticket bezahlt. Eine Reservierung ist nur in der Hauptsaison notwendig.
Basis-Camps:
Auf Elba liegen einige Campingplätze in Strandnähe. Mein bevorzugtes Basislager ist das abgelegene Camp „Sole e mare“ in der Bucht von Nisporto im Nordosten der Insel. Nach Vorab-Mail kommt man auch schon im April und bis Ende Oktober auf den Platz. Die Chefin ist Deutsche.
In der weiten Sandbucht von Lakona an der Südküste haben 3 Campingplätze auch im Frühjahr und Herbst noch offen.
Startorte für Tagestouren:
Wenn man sich die sinnvolle Elba-Straßenkarte zu Hand nimmt, erkennt man schnell, wo man gut ans Wasser kommt, aber nicht, ob dort auch Parkplätze vorhanden sind. Im Herbst habe ich kein Problem, Einstiege für Tagestouren zu finden, wo mein Auto auch einige Stunden stehen bleiben kann. In der Hauptsaison sieht das anders aus.
Wildes Zelten:
Von früheren Kajak-Umrundungen weiß ich, dass das wilde Biwakieren für eine Nacht an einem abgelegenen Strand auf Elba kein Problem ist. Kommt man bei Schlechtwetter in Not, meckert auch keiner, wenn man nachts auf einem Touristenstrand campiert.
Geeignete Boote:
Fürs Meeres- und Küstenpaddeln wurden spezielle See-Kajaks erfunden. Diese sind schmal, schnell, lang, mit abgeschotteten Stauräumen und werden der Größe und dem Gewicht des Paddlers angepasst, damit sie satt und wenig windanfällig im Wasser liegen. Mit solchen Spezialbooten kann man mit entsprechender Ausbildung und Können (Eskimotieren) auch bei küstenüblichen Wetterlagen unterwegs sein. Damit können Faltboote und Faltbooten nachgebaute Luftkajaks natürlich nicht konkurrieren. Trotzdem kann man mit einem Klepper „Aerius“ oder einem Grabner-„Riverstar“ auch an Küsten entlang paddeln, wenn man dabei sorgfältig Wind und Wetter im Auge hat und früh genug vom Wasser kommt, wenn der Wind zu stark auffrischt.
Beste Jahreszeit
Beste Reisezeiten am Mittelmeer sind sicher immer Mai, Juni und September, Oktober. In der Hauptsaison hätte ich keine Lust auf Elba zu paddeln, weil es mir dort allerorten zu voll wäre.